Dina Bertram - Lost

Eine Auseinandersetzung mit dem Gemälde "Der Schmetterlingsfänger" von Carl Spitzweg.

Nachfolgend können Sie das im Rahmen von #shortnight enstandene Video von Dina Bertram per Klick auf den Link aufrufen.

Lost (Dateigröße: 538 KB/mp4-Datei)

INFOS ZUM PROJEKT

Bild: Carl Spitzweg - Der Schmetterlingsfänger

Carl Spitzweg: Der Schmetterlingsfänger / 
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Ich habe mich für das Bild „Der Schmetterlingsfänger“ von Carl Spitzweg entschieden. Das Bild „Der Schmetterlingsfänger“ zeigt einen Schmetterlingssammler oder Forscher in einer tropischen Urwaldumgebung. Der Mensch steht im Hintergrund, der Vordergrund ist für zwei strahlend blaue Schmetterlinge reserviert, die durch die perspektivische Wirkung unverhältnismäßig groß erscheinen. Der eine Schmetterling sitzt auf einem Ast, der andere erhebt sich in die Luft.

Gegen die farbenprächtigen Insekten wirkt der Mann im Hintergrund recht blass und unscheinbar. Bekleidet ist er mit einem hellen Mantel. Auf dem Kopf trägt er eine Schirmmütze, die Brillengläser sind durch die Luftfeuchtigkeit beschlagen. Seine Ausrüstung umfasst einen Rucksack, eine Trinkflasche, eine Umhängetasche und ein Schmetterlingsnetz, welches unverhältnismäßig klein wirkt, fast wie ein Netz für Kinder. Der einzige Farbklecks in der Darstellung des Mannes stellt ein roter Stockschirm dar.

Man gewinnt den Eindruck, dass er trotz der guten Ausrüstung völlig unvorbereitet auf die beiden Prachtexemplare reagiert. Sein Mund steht staunend offen und er wirkt wie erstarrt.

Er konnte diesen flüchtigen Augenblick nicht festhalten. Hatte er doch bestimmt gehofft, die Schmetterlinge zu fangen, zu untersuchen und als Exponate seiner Sammlung hinzuzufügen.

Der kurze Moment des Glücks, seinem Ziel so nahe zu sein, löst sich schnell wieder auf, als die Schmetterlinge davon flattern.

Mein Ansatz für die Aufgabenstellung war es, genau diesen flüchtigen Moment darzustellen.

In meiner filmischen Umsetzung ist es aber der moderne Mensch, der im Großstadtdschungel an seiner Aufgabe scheitert. Auch dieser Mann ist gut vorbereitet, so hat er doch seine Laptoptasche und sein Smartphone dabei. Trotzdem ist es ihm nicht gelungen, den gewünschten Zug rechtzeitig zu erreichen. Verzweifelt reckt er das Smartphone nach vorne, als wollte er zeigen, dass hier die korrekte Abfahrtszeit angeben war. Sein erstaunter Gesichtsausdruck zeigt, wie wenig er sein Scheitern erwartet hat.

Ich habe mich entschieden den „flüchtigen Moment“ als Video (GIF) darzustellen. In der kurzen Bewegungssequenz wollte ich genau diesen Moment des Scheiterns festhalten. Die große, leere Bahnhofshalle unterstreicht die Einsamkeit des „Versagers“.

Dina Bertram